Chronik Marktkapelle Bad Schallerbach

Am Anfang war die „Schönauer Musik“

Unter dem Einfluss der Anfang des 19. Jahrhunderts eingeführten Militärmusikkapellen in Österreich gaben einerseits oftmals rückkehrende Regimentsmusiker den Anstoß zur Errichtung von Kapellen, andererseits – so wie in unserem Fall – waren es Schullehrer, die durch die kirchenmusikalische Tätigkeiten auch Bläser heranbildeten. „Unser“ Schullehrer war damals Paul Kliemstein, der zugleich Mesner in Schönau war und gleichzeitig eine Kirchenmusik betrieb. Eine der ersten Beweise, dass es um diese Zeit zumindest eine Kirchenmusik gab, liefert ein Brief an die k&k Vogtey Wels, datiert mit 12. Juli 1850. Darin bittet er um Erhöhung der Besoldung als „Meßner der Pfarrkirche Schönau und Filialkirche St. Magdalena am Berg … da auch dermahlen an jedem Hauptgottesdienst eine erbauliche wohlbesetzte Kirchenmusik stets herzuhalten ist, deren Anschaffungskosten und Herhaltungsauslagen der hiezu erforderlichen Instrument und Musicalien immer ihn treffen würden“. Im Jahre 1862 taucht in Urkunden der Name Carl Fischer, „Tischler-Meuster in Schönau“, auf. Dieser wird als erster richtiger Kapellmeister bezeichnet. Unter ihm beginnt für die Musik eine erste Blütezeit. „Die Schönauer Musik war weitum bekannt und oft wurde sie zum Konzertieren in die Umgebung geholt“, berichtete in der Festschrift zum 130-jährigen Vereinsjubiläum ein Zeitzeuge.

 

1885 – „Gesellschaft der Musikfreunde in Schönau“

Am 03. September 1885 fasste ein „Comite unter dem Obmann Josef Schönberger, Lehrer in Schönau,“ den Beschluss, einen Musikverein zu gründen und reichte die Statuten bei der k.k. Statthalterei ein. Im Begleitschreiben stehen genaue Angaben über die bis 1850 zurückreichende Geschichte der Schönauer Musik, so heißt es wörtlich: „In der hiesigen Pfarre Schönau besteht eine Musikkapelle schon seit mehr als 30 Jahren….Um die Musik noch mehr zu pflegen und zu heben und auch Jüngere in derselben zu unterrichten, wurde in der Versammlung vom 3. September I.J. der Beschluß gefaßt, einen Musikverein zu gründen und die Statuten berathen. Das gefertigte Comite bittet nun: Eure hohe k.k. Statthalterei wolle die beiliegend gehorsamst unterbreiteten Statuten bestätigen. Schönau, den 21. September 1885, Josef Schönberger Obmann u.a.“. Nachdem die Statthalterei Linz den rechtlichen Bestand der Gesellschaft der Musikfreunde Schönau bescheinigte, wurde in der 1. Jahreshauptversammlung am 15. November 1885 der erste Vorstand gewählt. Zum 1. Vorstand wurde Josef Grabmayr (Kantnermüller), zum ersten Kapellmeister (oft auch Capeller genannt) Johann Aichinger (Kornhubersohn) und zum Beirat Josef Schönberger gewählt. Die musikalische Tätigkeit erstreckte sich auf Prozessionen, Hochzeiten, Kaiserjubiläen und Vereinskonzerte in Wels und Grieskirchen. Das erste Foto der Musikkapelle stammt aus dem Jahr 1913.

Kurz darauf setzte der 1. Weltkrieg dem musikalischen Wirken ein Ende. Am 01. Mai 1919 wurde unter Kapellmeister Peter Paul Kreuzmayr die musikalische Arbeit wieder aufgenommen. Das Jahr 1932 brachte die erste Uniformierung, die noch starke Ähnlichkeit mit der Militärkleidung hatte.

Ebenfalls 1932 übergab Peter Paul Kreuzmayr die Kapellmeisterstelle an Johann Pollhammer, der mit kleinen Unterbrechungen die Kapelle zwei Jahrzehnte hindurch leitete.

 

1940 – Volksmusikkapelle Bad Schallerbach

Die Wirren des 2. Weltkrieges gingen auch nicht spurlos an der Musikkapelle vorbei. Die „Gesellschaft der Musikfreunde Schönau“ hörte auf zu bestehen, nachdem der Verein der Aufsicht der „Partei“ unterstellt wurde. In der letzten Hauptversammlung am 07. Juli 1940 wurde die Umbenennung des Vereines in „Volksmusikkapelle Bad Schallerbach“ beschlossen. Durch den Krieg wurde die Anzahl der ausübenden Mitglieder immer weniger und schließlich wurde der Verein am 01. Jänner 1943 ruhend gemeldet und die Uniformen abgeliefert.

 

1947 – Ortsmusikkapelle Bad Schallerbach

Viele Musiker waren aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr heimgekehrt, vermisst oder noch in Gefangenschaft. So war es nicht möglich, gleich nach Kriegsende mit der Vereinsarbeit zu beginnen. Erst am 02. März 1947 beschlossen die versammelten Musiker, „die Musikkapelle wieder aufzurichten und nach vorheriger Durchsicht der noch vorhandenen Instrumente und des Notenmaterials unverzüglich mit den Proben zu beginnen“. Als Probentag wurde der Donnerstag (der im übrigen bis heute besteht), als Probenlokal der „Parzerwirt in Schönau“ bestimmt. Hotelier Hans Doppelbauer wurde zum Obmann, Gastwirt Johann Pollhammer zum Kapellmeister und Bäckermeister Emmerich Ziegler zum Kassier gewählt. Weiters wurde der Verein in „Ortsmusikkapelle Bad Schallerbach“ umbenannt. Aufgrund der steigenden Ausrückungen wurde der Wunsch nach einer neuen Uniform immer stärker, man begann mit einer Sammlung im Gemeindegebiet, kaufte den Stoff und ließ die „blaue Uniform“ anfertigen, die am 15. Oktober 1950 bei einem Platzkonzert im Kurpark erstmals getragen werden konnte.

Marktkapelle Bad Schallerbach – neue Aufgaben, neue Impulse

Nach langjähriger Tätigkeit nahm Johann Pollhammer 1953 als Kapellmeister Abschied und übergab den Taktstock dem späteren Volksschuldirektor Alfred Rockenschaub, der sein Kapellmeisteramt 25 Jahre lang ausübte und somit der längst dienende Kapellmeister der Marktkapelle bis dato ist.

1954 begann die notwendige Umstellung von der üblichen „Hohen Stimmung“ auf die „Tiefe oder Normalstimmung“ und die damit notwendig gewordene Neuinstrumentierung. Anfangs wurden „hohe Instrumente“ umgebaut, erst ein Jahrzehnt später erfolgte der Ankauf von Instrumenten in Normalstimmung in einfachster Ausführung. Durch eine Statutenänderung erfolgten 1956 zwei wichtige Entscheidungen: Namensänderung in „Marktkapelle Bad Schallerbach“ und die Aufnahme von unterstützenden Mitgliedern. Bad Schallerbach war zur damaligen Zeit ein aufstrebender Kurort, was sich auch in den Einsätzen und dem Zuwachs der Marktkapelle bemerkbar machte. 1957 richtete die Marktkapelle das Bezirksmusikfest aus und 1964 zählt sie bereits 40 aktive Musiker. In dieser Zeit wurden in Oberösterreich viele Musikkapellen in Tracht eingekleidet und so wurde auch der Wunsch nach einer Tracht innerhalb der Marktkapelle immer konkreter. Die Entscheidung fiel 1964 und es wurde die „braune Tracht“ in Auftrag gegeben. Am 18. Juli 1965 stellte die Marktkapelle ihre neue Tracht bei einem Festkonzert erstmals vor.

Es folgte ein äußerst aktives Musikleben mit zahlreichen Konzerten (Kur- und Wunschkonzerten) und Konzertreisen in Fremdenverkehrsorte. In dieser Zeit wurde durch die Initiative und dem Bemühen von Kapellmeister Alfred Rockenschaub auch der Jugendarbeit ein größerer Stellenwert beigemessen, was auch zur Folge hatte, dass 1964 mit der Errichtung der Landesmusikschule in Bad Schallerbach begonnen wurde. 1978 beendete Alfred Rockenschaub seine Kapellmeistertätigkeit und es folgte Hans Pollhammer.

1982 – endlich ein eigenes Heim

Nachdem die Marktkapelle durch ein Jahrhundert hindurch im Gasthof „Parzerwirt“ geprobt hatte, erhielten wir im Jahr 1982 unser erstes eigenes Musikheim (mittlerweile das DLZ der Marktgemeinde Bad Schallerbach). Weiters wurden 1982 mit dem ersten „externen“ Kapellmeister, Franz Bachner, neue musikalische Wege eingeschlagen. Die Marktkapelle Bad Schallerbach festigte ihr musikalisches Niveau und spielt seit 1982 in der Leistungsstufe C (Oberstufe). Auch optische Veränderungen brachten die 80-er Jahre: 1983 wurde die „blaue“ Tracht eingeführt, die wir bis 2015 trugen. Die Zeit der letzten 30 Jahre charakterisiert sich vor allem mit einem schnelleren Kapellmeisterwechsel als noch in den Jahren zuvor. Nach Franz Bachner übernahmen Reinhard Gruber zweimal, Helmut Hörtenhuber, Jürgen Waldhör und nun auch bereits das zweite mal Mag. Alois Wimmer den Taktstock. Durch die immer besser werdende musikalische Ausbildung im Landesmusikschulwerk und der guten Jugendarbeit in den vergangenen Jahrzehnten ist unser Verein mittlerweile auf 70 aktive MusikerInnen angewachsen und wir konnten in den vergangenen 30 Jahren viele beachtliche Erfolge bei Konzert- und Marschwertungen sowie bei Orchesterwettbewerben erreichen. Viele konzertante Neuerungen, wie z.B. Kirchenkonzerte, Silvester- oder Neujahrskonzerte, Open-Air-Konzert wurden in den letzten 20 Jahren eingeführt und sind teilweise bis heute Fixpunkte unseres Jahresprogrammes.

 

2009 – Übersiedlung ins „neue Musikheim“

Nachdem wir uns seit 1982 das Haus in der Mozartstraße 1 (heute das DLZ) mit der Feuerwehr geteilt hatten, wurde aufgrund des stetigen Wachsens der Marktkapelle der Platz zu klein und es wurden Überlegungen hinsichtlich eines Anbaues gestartet. Letztendlich wurde aber von einem Anbau abgesehen und es entstand unser eigenes Musikheim neben dem Vitadrom. Am 17. September 2009 konnten wir die erste Probe im neuen Musikheim abhalten.

 

2015 – Einkleidung mit der neuen Tracht

Nachdem unsere „blaue Tracht“ doch schon in die Jahre gekommen war, entschied sich der Vorstand im Jahr 2014 dazu, die Marktkapelle neu einzukleiden. Die Farben wurden nach den Gemeindefarben Rot-Grün und Weiß gewählt. 2015 fand auch der bisher letzte Kapellmeisterwechsel statt: Andreas Schwarzgruber folgte Alois Wimmer.